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1_Boma
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7_Nkhwazi
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8_Einbaumboot
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9_Latex
 

Afrika-Tour_13

11. Juli 2005

13. Route: Tansania vom Indischen Ozean bis Malawi

 

Hallo liebe Afrikafreunde, Globetrotter,
Freunde und Familie,

Gestern haben wir die Hauptstadt von Malawi, Lilongwe erreicht und werden uns heute in der angeblich untypisch afrikanischen Stadt umschauen. In den nächsten Tagen wird es in Richtung Sambia weitergehen. Jetzt aber unsere Erlebnisse und Eindrücke seit Bagamoyo.

 

Bagamoyo und Dar Es Salaam am Indischen Ozean 

Bagamoyo, die ehemalige Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika ist heute nur noch ein Dorf und macht einen verwahrlosten Eindruck. Verrottete Häuser und  kaum befahrbare Straßen.
An dem Boma (ehemaliges deutsches Verwaltungsgebäude in Ostafrika; BILD: 1_Boma) ist der Glanz und die Bedeutung vergangener Zeiten noch zu erkennen. Einen guten Eindruck macht die Mission mit der ältesten Kirche in Ostafrika und dem angeschlossenen Museum, welches mit deutschen Entwicklungshilfe-Gelder aufgebaut wurde. Das kleine Museum zeigt eindrucksvoll die Geschichte der ersten afrikanischen Entdeckungsreisenden, wie die ersten Missionare hier an Land gingen und den Aufbau der ersten Missionsstationen. Auch die Geschichte des Sklavenhandels in Ostafrika wird eindringlich dargestellt und mit Originalverträgen untermauert.

Direkt am Strand des Indischen Ozeans entdecken wir die Traveller Lodge. Im grassen Gegensatz zum Dorf, eine liebevoll gepflegte Anlage. Mit mehr als 100 Palmenarten aus allen Kontinenten wirkt sie wie ein botanischer Garten. Als wir einem „Alt-Hippie“ mit Pferdeschwanz, zerlöchertem Hemd und zerrissenen Jeans beim Pflegen der Palmen begegnen, sprechen wir den zurückhaltenden Gärtner an. Stolz erzählt er in akzentfreiem Deutsch von seinen Palmen. Erst später erfahren wir, dass es sich um den Chef der Lodge handelt, welcher viele Jahre in Deutschland war.

Am Strand unterhalten wir uns mit den einheimischen Fischern. Mit selbstgebauten und grösstenteils sehr reparaturbedürftigen Einbaum-Booten fahren sie mit einfachsten Segeln zum Fischfang. Um diese Boote bei hoher See sicherer zu machen, werden sie mit Auslegern stabilisiert. (BILD: 2_Fischerboot) Nachmittags schauen wir den Fischern zu, wie sie kunstvoll ihre Netze reparieren und die  maroden Boote mit grob von Hand zugeschnitzten Holzstücken ausbessern. Kleinere undichte Stellen der Boote werden mit Sisalschnüren und Teer abgedichtet (kalfatern). Trotz der mühsamen Arbeit sind die dunklen, fast pechschwarze Fischer immer guter Laune und zu Spässen aufgelegt.

Hier an der Quelle lassen wir uns auf der Terrasse der Lodge in afrikanischem Flair mit den lokalen Fischspezialitäten verwöhnen und dies zu einem Bruchteil des Preises, den wir zu Hause nur für die Zutaten bezahlen würden.

Auf der Südhalbkugel beginnt gerade der Winter. Der Indische Ozean ist aber angenehm warm. Das Baden in den Wellen am flachen Sandstrand macht richtig Spass. Als wir gerade vom Schwimmen kommen, huschen auf unserem Stellplatz eine Gruppe von Zebra-Mangusten über den Platz, (BILD: 3_ZebraMonguste) die aber blitzschnell verschwinden als sie uns bemerken.
 
Bagamoyo hat seine wirtschaftliche Bedeutung schnell an Dar Es Salaam verloren. Natürlich wollen wir diese Stadt  kennen lernen. Bei einem Spaziergang sehen wir zwischen den modernen Bauten Gebäude aus der Kolonialzeit. Das Stadtbild spiegelt die Geschichte und schnelle Entwicklung der Stadt wider. Ebenso die Bevölkerung ist ein buntes Mosaik verschiedener Glaubensrichtungen und unterschiedlichen ethnischen Zugehörigkeiten.

Unser Quartier beziehen wir südlich der Stadt direkt am Strand in Kipepego, einem bekannten Treffpunkt von  Traveller und Overland-Trucks. Dort treffen wir auch Bekannte unserer Reise wieder. Auf dem Fischmarkt erstehen wir zu einem günstigen Preis zwei prächtige Barakuda-Raubfische. Grillen ist angesagt!. Aber kaum zu glauben, der Verkauf der reichlich vorhandenen Holzkohle im Camp wird uns ohne Begründung verwehrt. So müssen wir den prächtigen Fisch leider in unserer viel zu kleinen Pfanne braten. Der Barakuda ist trotzdem ein Hochgenuss!

 

Selous Game Reserve

Unsere Reise führt uns weiter in den Süden zu der Selous-Game-Reserve. Es ist das größte Wild-Schutzgebiet in ganz Afrika, so gross wie Österreich, wobei nur ein kleiner Teil für Besucher freigegeben ist. Der größere Teil steht der professionellen Großwildjagd zur Verfügung. Im Gegensatz zu den sonstigen Nationalparks bietet Selous keine künstlichen Wasserlöcher an Lodge-Terrassen, er bietet wahrhaft fast unberührte afrikanische Natur. Selbst organisierte Safari-Touren sind kaum zu sehen. Kein Wunder, dass der Park in der Regenzeit geschlossen ist.
 
Zur Übernachtung steuern wir ein eingezeichnetes Camp an. Die Piste macht uns zu schaffen, da Teile der Piste erodiert und teilweise sogar weggeschwemmt sind. Das Mbuyu Safari-Camp liegt traumhaft am Fluss. Wir wundern uns über die herumstehenden vergammelten Geländewagen. Ein riesiger Baobab-Baum (Erläuterung später) bildet das Herz der Anlage mit Rezeption, Bar und Restaurant. Nur keine Menschenseele ist zu sehen. Es wird  uns schnell klar, das Camp ist seit längerer Zeit verwaist, obwohl fast alle Einrichtungs-Gegenstände noch vorhanden sind. Sogar die Bandas (Zelthütten) sind noch voll eingerichtet. Der Zahn der Zeit hat aber schon daran genagt.

Aufgrund der schlechten Piste bei der Anfahrt ist es schon spät geworden und bei Nacht besteht striktes Fahrverbot. Wir bleiben deshalb und parken unsere Fahrzeuge direkt neben der Bar. Beim Sundowner -aus der eigenen Bar- betrachten wir in dem Flussbett die Hippos und Krokodile. In der Mondnacht wird es am Seitenfenster plötzlich dunkel. Ein Elefant spaziert fast lautlos zwischen unseren Autos hindurch, an der Rezeption vorbei in Richtung Fluss. Beim Frühstück rätseln wir lange darüber, weshalb solch ein tolles Camp fluchtartig verlassen wurde und weshalb sich noch kein neuer Betreiber gefunden hat.

Ausser den bisher schon zahlreich gesehenen Wild-Tiere erleben wir hier im Selous als Besonderheit ein ganzes Rudel der extrem gefährlichen und seltenen Wildhunde (BILD: 4_Wildhunde). Endlich zeigt sich auch der König der Tiere, ein Löwe der mit sechs Gespielinnen von einem Streifzug kommt. Ein Löwe hält sich fast immer im Hintergrund auf,  ist ziemlich faul und lässt seine Frauen jagen.

 

Der Weg ins Baobob-Tal und der einsame Schwede

Die Piste zur Weiterfahrt wurde in der Regenzeit weggeschwemmt, so müssen wir einen Umweg fahren, wodurch  wir immerhin in Morogoro unsere Vorräte in einem gut sortierten indisch geführten Laden auffrischen können.
Auf der Hauptroute kommen wir auf guter Teerstrasse schnell in Richtung Süden vorwärts und können ohne Eintrittsgebühr durch den Nationalpark Mikumi fahren. Am Rande der Strasse sehen wir wieder Elefanten, Zebra, Giraffen, Gnu/Wildebeest und andere Antilopenarten und natürlich jede Menge Affen.

Ein landschaftlich wundervolles Tal, ohne jegliche Besiedlung tut sich nach einiger Zeit vor uns auf. Die ganzen Berg-Hänge sind mit unzähligen der sagenumwobenen Baobab-Bäumen  bewachsen. Kahl strecken sie jetzt in der Winterzeit ihre Äste wie Wurzeln in den Himmel. Der Baobob Baum, bei uns als Affenbrotbaum bezeichnet, hat bei der Bevölkerung eine mystische Bedeutung. Im Innern ist er wie ein Schwamm und kann deshalb Jahre ohne Wasser überleben. Der Baum wächst sehr langsam und kann sehr alt werden. Es soll Examplare mit bis zu 3 000 Jahre geben. Am eindrucksvollsten wirkt der Baobab als einzelstehender Baum. Im Bild (BILD: 5_Baobab) ein Exemplar mit ca zweitausend Jahren aus dem Selous-Park.

Klar, dass wir in dem schön angelegten Baobab Camp mitten unter diesen Bäumen einen Stopp einlegen. Der 47-jährige Sven, ein Schwede betreut das Camp. Naturgeflieste, großzügige  und saubere, sogar funktionierende Sanitäreinrichtung mit afrikanischer Warmwasseranlage liefert ganztätig heißes Wasser. Am vorbeifliessenden Fluss sonnen sich Krokodile auf der Sandbank. Eines davon überlebt schon seit Jahren mit fehlendem Schwanz.. Sven hat viele Ideen wie er das Camp noch attraktiver machen kann und wir hoffen, dass er sie auch umsetzen kann, denn sein Alkoholkonsum ist beträchtlich. Trotzdem kocht er aussergewöhnlich gut. In seiner Freiluft-Bibliothek gibt es auch einige Kochbücher. Beim Lagerfeuer erzählt er uns seine Lebensgeschichte. Er tut uns fast leid. Frühere Geschäfte misslungen, Frau davongelaufen, ... usw. Aber hier fühlt er sich wohl und hat eine Aufgabe. „Das ganze Tal und das Camp gehört einer Umwelt-Foundation“ erzählt er, „Das Tal ist deshalb vor Zersiedlung und Umweltzerstörung geschützt“. 
Wir fühlen uns in dem Camp richtig wohl und nutzen die Zeit um unsere Infrastruktur wieder in Ordnung zu bringen und kleinere Reparaturen am Auto zu erledigen. So muss z.B. der Lüfter wieder funktionstüchtig gemacht und dabei die Kollektoren vom afrikanischen Staub gereinigt werden. Die Abgas-Rückführung am Turbolader muss ebenfalls überprüft werden. Durch die afrikanischen Rüttelpisten haben sich Schrauben gelockert.
Von Sven erhalten wir noch den Tipp, auf jeden Fall das Camp im Old Farm House zu besuchen, da seine Gäste nur  positiv davon erzählen. 

 

Iringa, Mbeya und das Sibirien von Tansania

Auf unserem Weg weiter nach Süden besuchen wir die Stadt Iringa, das Tor zum südlichen Hochland. Hier soll es einen guten Bäcker geben. Wir machen uns auf die Suche, finden zwar diesen Bäcker, aber der Laden ist komplett leer und niemand ist in der Bäckerei zu finden.

Wir stossen in der Nähe auf einen gepflegten deutsch-englischen Soldatenfriedhof für die Opfer des 1. Weltkrieges. Deutsch-Ostafrika war der Kriegsschauplatz der Kolonialmächte. Selbst nach Ende des Krieges wurde der Kampf gegen die alliierten Truppenverbände von den Deutschen unter General von Lettow-Vorbeck hier nicht aufgegeben. 

Im südlichen Hochland campieren wir aufgrund der Empfehlung von Sven im Old Farm House. Von dem alten Haus existieren noch die Mauern, welche architektonisch gekonnt mit einem großen Strohdach versehen wurden und in den Mauernischen nette Sitzecken eingerichtet sind.  Wir können hier lokale Produkte wie Obst, Gemüse, Honig, Eier, Brot und Fleisch einkaufen und sind nun bestens für die nächsten Tage versorgt. Mitten im südlichen Hochland auf einem fast baumlosen Plateau sind wir auf über 1700 m Die Temperaturen fallen abends unter 10 Grad C und es weht ein sehr kalter Wind. Angeblich gibt es hier im Sibirien von Tansania bis zu 50 Frostnächte im Jahr. Zum ersten Mal sehen wir in dieser Gegend Häuser mit Fensterscheiben. Wir holen unsere tief verstauten Pullover und Schlafsäcke aus den hintersten Ecken.

Hier im Old Farm House lernen wir einen holländischen Süd-Afrikaner kennen, der mit seinem VW-Bus vergeblich versucht hat nach Kairo zu kommen. Direkt an der Grenze von Äthiopien in den Sudan wurde ihm natürlich kein Visum ausgestellt. Nun reist er zurück und will seinen Urlaub in Mosambik verbringen.
Von neu ankommenden Campern hören wir eine astreine schwäbische Stimme. Christa aus Herrenberg macht mit ihrer Familie Urlaub in Tansania. Sie arbeitet an der deutschen Botschaft in Pretoria/Südafrika und ist mit einem Lateinamerikaner verheiratet. Obwohl das Camp zum längeren Verweilen einlädt, zieht es uns aufgrund der sibirischen Kälte weiter.

Unterwegs sehen wir ein gut erhaltenes grosses Denkmal, welches von den deutschen kaiserlichen Schutztruppen stammt. Wir lesen hier: „Es starben den Heldentod am 17. August 91 beim Wahehe Überfall die Angehörigen der Kaiserlichen Schutztruppen“ und unter anderem Namen wie „Kommandeur von Zelewsky, Lieutenant von Zitzewitz“. Uns überrascht, dass dieses Denkmal noch steht, denn die damaligen einheimischen Volksgruppen sind alles andere als human von der deutschen Kolonialmacht behandelt worden. So wurden selbst für kleine Vergehen zur Abschreckung 20 Peitschenhiebe verabreicht und zusätzlich einen extra im Namen des Kaisers Wilhelm.

Nach einer Pause abseits der Strasse spielt uns unser Iveco einen Streich. Das Auto kann trotz aller Versuche nicht mehr gestartet werden. Das Zündschloss betätigt nicht mehr den Anlasser. Wir treffen Vorbereitungen zum Anschleppen, spannen das Abschleppseil als der Iveco sich das nicht bieten lässt und nach Einschalten der Zündung auch gleich anspringt.

 

Mbeya

Unsere letzte Station in Tansania ist Mbeya. Eine der jüngsten Städte im Land, welche von deutschen Siedlern gegründet wurde. Der ostafrikanische und der zentralafrikanische Graben treffen hier zusammen. Vermutlich eine geologische sensible Bodenbeschaffenheit.

Wir schlagen unser Camp im Karibu Center bei der Schweizer Mission auf.und befinden uns immer noch auf 1 700 m Höhe. Der kalte Wind wird durch die Häuser nur wenig gedämpft. Tee mit Rum wäre jetzt genau das Richtige. Den Tee bekommen wir, aber ohne Rum. Schließlich sind wir in einer Missions-Station. Aus der Kirche ertönen lebhafte Gospel-Gesänge. Es wird kräftig geübt.

Wieder treffen wir einige interessante Reisende. Unter anderem ein Heilbronner Paar, Sonja und Jörg. Sie sind  drei Jahre mit dem Fahrrad auf Weltreise. Sie berichten regelmäßig in der Heilbronner Stimme über ihre Tour. Sie träumen davon, nach ihrer Tour einen Campingplatz mit afrikanischem Flair in einer süddeutschen Urlaubsgegend zu betreiben. Den Stempel hierzu haben sie sich in Afrika bereits schnitzen lassen.

Da wir Tansania verlassen wollen und in den nächsten Ländern neben unseren Beleuchtungskörper am Auto noch zusätzliche Reflektoren benötigen, erkundigen wir uns in der Stadt. In einem Autozubehörladen finden wir das Gesuchte. Allerdings werden umgerechnet ca. 13,-  € für die selbstklebende Folie verlangt. Dies kommt uns etwas viel vor und wir suchen deshalb weiter. Leiter vergebens. Bevor wir aber in Malawi Strafe bezahlen müssen, entscheiden wir uns anderntags doch die teuren Dinger zu kaufen. Diesmal ist der Ladenbesitzer selbst anwesend. Jetzt werden lediglich umgerechnet 2,-  € für das gleiche Teil  verlangt. So wollen sich die Angestellten eben ihr Zubrot verdienen.

Ein Off-Road-Ausflug führt uns zu einem Marmorsteinbruch in dem wir modernste Liebherr Krane und Bagger sehen. Hier gibt es große untereinander verbundenen Höhlen in denen Fledermäuse ein ideales Zuhause haben. Überraschenderweise gibt es auch heiße Quellen. Die Schüttung scheint aber gegenüber früheren Zeiten sehr nachgelassen zu haben.
 
Um eine Wiederholung der Anlass-Probleme zu vermeiden, knacht Falk vor der Weiterfahrt  das Zündschloss und präpariert es so meisterhaft mit Spezial-Tricks, dass wir guten Gewissens die Reise nach Malawi fortsetzen können.

 

Die Weiterfahrt nach Malawi

führt uns über  einen  2 000 m hohen Bergrücken. Es herrscht -unvorstellbar für Afrika-, außerhalb der Regenzeit dicker Nebel in den Bergen. Den angeblich schönsten Kratersee in Tansania lassen wir wegen der schlechten Sicht und wegen Eintritts-Gebühren unbesucht.

Die letzten Schillinge geben wir an der Tankstelle vor der Grenze aus und passieren ohne Fahrzeugkontrolle und ohne großen Aufwand die beiden Grenzstellen. Natürlich bestehen auch hier die Beamte auf die lokale Auto-Versicherung. Mit unserer Argumentation sind wir aber zwischenzeitlich so versiert, dass unsere in Deutschland abgeschlossene Versicherung schließlich doch akzeptiert wird.

In Malawi fällt uns auf: Die Kleidung der Frauen ist nicht mehr so farbenprächtig wie in den vorhergehenden afrikanischen Ländern. Zwar nach wie vor die auffallenden Muster der Stoffe, die Farben sind aber dezenter und fast alle sind gut gekleidet.

Die Spritpreise sind bis jetzt die teuersten in Afrika. Vielleicht ist dies der Grund, dass es außer ein paar LKW’s kaum Autos auf den gut ausgebauten Hauptverkehrsstraßen gibt. Stellenweise gibt es mehr Tankstellen als Fahrzeuge. Ein Eldorado für Radfahr-Touristen.

Trotz dem geringen Verkehr gibt es viele Polizeikontrollen. Fast immer wollen sie ausgerechnet unsere Versicherungspapiere und hier die Versicherung für Malawi sehen. Mit einem netten Small-Talk und dem freundlichen Hinweise, dass unsere Versicherung an der Grenze ausführlich geprüft wurde, geben sich die Polizisten aber zufrieden und wünschen uns einen angenehmen Aufenthalt in Malawi.

Die Haupt-Attraktion Malawi’s ist der Malawi See, der 20 % der Landesfläche einnimmt und der drittgrößte See nach dem Viktoria und dem Tanganika-See in Afrika ist. Er ist 575 km lang und bis zu 85 km breit und 700 m tief.  Während die Hochebenen fast alle über 1000 m liegen, ist der See nur auf  einer Höhe von 480 m und deshalb das ganze Jahr über relativ warm. Ein richtiges Tauchparadies mit vielen, vor allem preisgünstigen Tauchschulen.  Annähernd 1000 Fischarten gibt es im See. Die zierlichen Buntbarsche haben dafür gesorgt, dass Aquarienliebhaber aus aller Welt den Malawisee kennen. 30 % aller Aquarienfische sollen aus dem Malawisee stammen.

Noch besitzt der See auch für den Fischfang genügend Fische, aber die Netze der Fischer werden immer engmaschiger. Grössere Speisefische bringen die Fischer so gut wie nicht mehr nach Hause. Es gibt viele malerische Hüttendörfer vor denen Frauen, in Tüchern gewickelt, den Mais in grossen Holzmörsern mit kräftigen, rhythmischen Bewegungen stampfen. Mit dem Maismehl wird der abendliche Brei für die Familie gekocht. Auch hier immer das gleiche afrikanische Bild. Die Frauen arbeiten hart, die Männer sitzen herum, diskutieren, spielen das Brettspiel Bao oder betrinken sich.

Die Lebenserwartung der Einheimischen liegt bei nur 40 Jahren, da die Bevölkerung stark mit AIDS, Bilharziose und Malaria zu kämpfen hat.

 

Karunga – Livingstonia - und die Camps am Malawi-See

Unsere erste Nacht in Malawi verbringen wir direkt am See in Karunga . Nach den bisherigen kalten Nächten können wir Pullover und Schlafsack wieder wegräumen.. Uns entgeht in Karunga ein neues archäologisches Museum mit prähistorischen Funden, welches mit deutscher Unterstützung aufgebaut wurde. Erst später erfahren wir davon.

Das berühmte Missionsdorf Livingstonia ist unser nächstes Ziel. Vom See aus führt uns eine landschaftlich eindrucksvolle Piste über viele Haarnadelkurven wieder auf über 1200 m Höhe. Wir besuchen dort die Missionsstation mit eigener Universität, Krankenhaus und einer großen Steinkirche in der gerade der einheimische Pfarrer eine humorvolle Sonntagspredigt hält. Immer wieder gibt es schallendes Gelächter der fröhlich wirkenden Kirchenbesucher. Mit so humorvollen Predigten wären unsere Kirchen vielleicht auch besser besucht.

Obwohl die Missionsstation Campingmöglichkeit bietet, ziehen wir es vor in einem sehr interessanten Öko-Camp zu übernachten. Das Lukwe-Camp gehört einem US-Amerikaner, der ebenfalls die meiste Zeit hier wohnt. Es ist  ein kleines Paradies mit traumhaften Blicken auf den 750 m tiefer liegenden Malawi-See. Mit der liebevoll gepflegten Anlage des Gartens, dem ökologische Anbau von heimischen Produkten und der mustergültigen Tierhaltung fühlen wir uns wirklich wie im Paradies. Abgerundet wird der Eindruck durch eine hervorragende Küche, besten Service und ein Lagerfeuer zum Abendessen. Absoluter Höhepunkt ist die Sanitär-Anlage bei der man thront und dabei einen tollen Ausblick hat. „Loo with a View” sagen dazu die Amerikaner. Als kleine Dreingabe sind neben dem Camp noch die höchsten Wasserfälle von ganz Malawi zu sehen, welche in mehreren Einzelstufen über 270 m hinabstürzen.

Die Weiterfahrt über das  Bergland von Malawi nach Mzuzu ist ausgesprochen attraktiv. Steile Berghänge, klare Gebirgsbäche, üppiger grüner Bewuchs, Urwald und riesige Bambusstauden. In Mzuzu parken wir kurz auf einem öffentlichen Parkplatz um die lokale Währung, den Kwacha zu besorgen. Vor dem Wegfahren parkt direkt hinter dem Sprinter im toten Blickwinkel ein neuer PKW, dem wir beim Rückwärtsfahren an der Stoßstange eine kleine Delle verpassen. Natürlich warten wir bis der einheimische Besitzer zurückkommt und rechnen damit, dass er jetzt seinen grossen Reibach machen möchte. „Hatuta Matada“ = Kein Problem, meint er lächelnd und wundert sich, dass wir wegen dieser Bagatelle auf ihn gewartet haben. Man stelle sich das mal in Ulm vor!

Big Blue Camp – ein Name der am Malawi-See nahezu jeder Unterkunft gut stehen würde, ist auf eine Empfehlung von Sabine und Bernd unser nächstes Ziel. Malerisch an der Nkhata Bay mit der Tauchschule Aqua Africa gelegen, wirkt die Bay aber wie ein riesiger Strassen-Markt. Auf dem Markt gelingt der Schnappschuss einer Mutter, die wie in Afrika üblich ihren Nachwuchs in einem Tuch auf dem Rücken trägt. BILD: 6_BabyTrage) Unser Camp ist leider ziemlich heruntergekommen. Jeder Beach Boy hat freien Zugang und die Anmache im Camp ist entsprechend lästig. Wir finden hier den nicht mehr ganz taufrischen VW-Bus des südafrikanischen Holländers aus dem Old Farm House wieder. Nur steht er zwischenzeitlich von jungen Straßenmalern farbenprächtig als Blickfang verziert zum Trocknen des Lacks im Camp. Für das Abendessen bestellen wir rechtzeitig fangfrischen Fisch und freuen uns darauf. Obwohl wenig Gäste da sind, gibt es keinen Tisch und keine Stühle. Das Restaurant ist leergeräumt. Vielleicht ist auch die Stromrechnung nicht bezahlt. Wir werden gefragt, ob wir zur Zubereitung der Fische unsere Gaskocher zur Verfügung stellen können. Nach einem Blick in die Küche vergeht uns der Appetit und wir versorgen uns mit Produkten aus unserem Kühlschrank.
Ganz andere Erfahrung im weiter südlich liegenden Nkhwazi Camp. Traumhaft liegt es an einem einsamen, sehr gepflegten Sandstrand mit dazwischen verstreuten Granitfelsen und großzügig gepflegtem Garten. (BILD: 7_Nkhwazi) Wir sind fast die einzigen Gäste. Die Küche ist exzellent, die Portionen aber überschaubar und die Bar gemütlich und sortiert wie in einem 5-Sterne Hotel. Vom Strand aus können wir den Fischern bei ihrer Arbeit zuschauen und ihre Einbaum-Boote bewundern. (BILD: 8_Einbaumboot) Ein Ort der auch vom Preis her dazu einlädt einen längeren Erholungsurlaub zu verbringen.

In der Nähe gibt es grosse Plantagen mit Gummibäumen. Wir schauen zu wie das Latex gewonnen wird. (BILD: 9_Latex)  Junge Burschen verkaufen auf der Straße die aus den Latexfäden selbst angefertigten Gummibälle.

Eine weitere Station ist der STEPS-Campingplatz des Livingstonia-Hotels an der Sema-Bay, der sich von einem Campingplatz an der Adria kaum unterscheidet.
 
Am Cape McClear finden wir für einige Tage ein sehr nettes Plätzchen. Inmitten des Lake Malawi Nationalparks liegt das Fischerdorf Chembe direkt am Sandstrand. Angenehme, sehr preisgünstige Camps und professionelle Tauchschulen ziehen vor allem jüngere Backpacker an. Bei einen Bootsausflug zu den Inseln in der Bucht  beobachten wir im klaren Wasser die farbenprächtige Zierfische. Ein Erlebnis sind die Seeadler, wie sie im Sturzflug an der Wasseroberfläche mit ihren Fängen die Fische greifen und dann die Beute in aller Ruhe auf dem Baum vertilgen. Hoffentlich waren die Belichtungszeiten der Kameras kurz genug, dass die Adler beim Fischfang nicht nur als Streifen zu sehen sind.

In unserem Camp „Fat Monkey“,  treffen wir vier ehemalige Dresdner, die vor 45 Jahren gemeinsam illegal über die Grenze in den Westen geflüchtet und nach Südafrika ausgewandert sind. Zwei sind zwischenzeitlich wieder in Deutschland, einer in Brasilien und einer immer noch in Johannesburg. Sie machen jetzt als Rentner eine gemeinsame Tour durch das südliche Afrika. Ebenfalls aus Dresden ist ein junges Paar, das mit dem Fahrrad bereits über 70 000 km (Siebzigtausend) die halbe Welt bereist hat. Erinnerungen aus Dresden werden bis spät in die Nacht zwischen den sechs angeregt ausgetauscht.

Im Camp sind wir vor den Beachboys und den vielen Straßenverkäufern sicher. Trotzdem schaffen sie es, uns vom Strand aus selbstgefertigten Schmuck, aus Palmblätter naturgetreu hergestellte Geländefahrzeuge, Fische, Obst und selbstgebackene Muffins über den Zaun hinweg zu verkaufen.

Mit dem Fat Monkey-Camp haben wir eine gute Wahl getroffen, da die sonst möglichen Camps entweder zu teuer, inmitten des Dorfes mit entsprechendem Lärmpegel oder sehr ungepflegt sind. Es ist zwar schade, dass wir von einem Camp zum anderen fahren müssen. Doch wie bereits früher erwähnt. ist die Zersiedlung und Abholzung in Afrika so weit vorangeschritten, dass wir ausserhalb der organisierten Camps so gut wie keinen geeigneten Stellplatz finden um eine ruhige Nacht verbringen zu können.

 

Lilongwe

Eine in der Michelin Karte eingezeichnete landschaftlich schöne Piste, führt uns über ein wunderschönes Bergsträsschen mit grandiosen Ausblicken entlang der Hochebene in die Hauptstadt von Malawi. Lilongwe wurde erst vor etwas mehr als 40 Jahren gegründet. Heute werden wir uns in dieser Stadt umschauen.

Viele Grüße
Magda  und Falk,
Elisabeth und Horst


ANHANG:

Dieselpreise pro Liter, sowie Wechselkurse und Grenzgebühren, wichtigste Kosten

Tansania-Ausreise: ohne Gebühren

Malawia-Einreise: für Deutsche kein Visa erforderlich
Wohl aber für Touristen aus Österreich und der Schweiz Strassenbenutzungsgebühren km abhängig, bis zur Grenze nach Sambia  51 US $ (Sonst keine Gebühren)

Unsere in Deutschland abgeschlossene KFZ-Haftpflicht-Versicherung gültig auch für Afrika wird nach Diskussion akzeptiert.

Diesel 1 Liter ca. 110 Kwacha = ca. 0,75 €

1 Euro ca. 146 Kwacha lt Bargeldwechsel in der Bank