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Afrika-Tour 18: Gabun Kamerun Nigeria
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Afrika-Tour_18
Cotonou/Benin, 10. November 2006

18. Etappe: Gabun Kamerun Nigeria

 

Hallo liebe Afrikafreunde, Globetrotter, Freunde und Familie,

Der letzte Bericht Afrikatour_17,  erzählte von unseren Abenteuern in Angola und den beiden Kongo-Staaten. Viele haben uns unter dem Motto geschrieben: „Jetzt habt Ihr ja das Schlimmste überstanden“. Es gibt aber noch mehr interessante Abenteuer. 

 

Gabun von 18. September bis 8. Oktober 2006

 

Einreise

Mit den vielen Kontrollstellen und Straßensperren geht es in Gabun so weiter, wie es im Kongo aufhört. Den Maßgebenden Einreise-Stempel erhalten wir trotz den vielen Kontrollen erst nach fast 100 km erodierter Erdpiste im Immigration-Office der ersten Siedlung N’dende.
Ein reiches Land soll Gabun sein, haben wir bei den Reisevorbereitungen gelesen, aber unsere erste Eindrücke des Landes vermitteln uns ein ganz anderes Bild.

Zumindest im Süden des Landes ist die Bevölkerung sehr arm. Mit kleinen Wildtieren, Gazellen und Affen, im Bild ein Mandrill-Affe, welche sie in der Wildnis jagen, versuchen sie ein paar Franc zu verdienen und bieten die an Latten oder Pfählen aufgehängten Tiere am Rande der Piste als Leckerbissen an. In trauter Familienidylle lungern sie zwischen ihren Ziegen und Enten bis am Wege ein Käufer auftaucht. Die Frauen machen ihre Hausarbeiten. 

Die Straßen sind extrem schlecht. Warum die Straße nicht neu geschoben wird, ist bald klar. Die dazu notwendige Baumaschine steht seit Monaten, und wartet nur auf neue Reifen. Mit unserer sehr vorsichtigen Fahrweise hoffen wir trotz unserer gebrochenen Blattfeder bis zur Hauptstadt Libreville zu kommen um dort eine Lösung zu finden. Holzlaster, welche aus den östlichen Landesteilen die Tropenhölzer zum verschiffen bringen, fahren in noch größerer Anzahl und mit noch wuchtigeren Stämmen wie im Kongo. Die Pisten sind durch diese Laster total ruiniert, der Staub hängt in den Büschen und Bäumen. Rechts und links der Piste meist nur undurchdringlicher Regenwald. Die Urwaldriesen am Rande der Straße sind aber alle abgeholzt. Bei einer Pause mit Routine-Check stellen wir mit Erschrecken fest: Eine Entlastungsfeder ist ebenfalls gebrochen und abgefallen.

 

Feder-Reparatur Nr. 2 und die Frage nach meiner Mätresse

Im ersten größeren Dorf Mouilla suchen wir eine geeignete Werkstatt. Wir sehen einen Auto-Reparaturplatz, ganz ohne Werkstatt, wollen langsam daran vorbeifahren und es wird uns in deutsch zugerufen: „Hallo Deutschland, wie geht es. Wo kommt Ihr her“?  Ein Lehrer aus Kamerun, der am Ort Deutsch unterrichtet, lässt gerade sein Auto reparieren. Ein Schmied gibt es im Dorf, der kann uns eine neue Feder machen. Aber wo ich denn meine Mätresse habe, werde ich auf französisch gefragt. Elisabeth wird stutzig. Es klärt sich aber dann schnell auf. Als „Mätresse“ wird nicht nur die Nebenfrau, sondern auch die Entlastungsfeder bezeichnet. 
Das Fahrzeug wird aufgebockt und von drei tiefschwarzen Mechanikern die defekten Federn ausgebaut. Nein, eine solche Blattfeder kann hier nicht geschmiedet werden, aber Pas de Problem, um die Ecke gibt es ein Schweißgerät und eine passende Mätresse suchen wir auf dem Schrottplatz. Beim Schweißen will ich unbedingt dabei sein um die Ratschläge unserer Afrikafreunde vom Stammtisch zu berücksichtigen. Allerdings vergeblich, der Schweißer lässt sich nicht dreinreden, vielleicht liegt es auch an sprachlichen Schwierigkeiten oder dass die dafür angefertigte technische Skizze nicht interpretiert werden kann. Es wird einfach ein Rechteck draufgeschweißt, so dass zwangsläufig eine Sollbruchstelle entsteht. Die Mechaniker packt der Ehrgeiz und sie arbeiten im Licht unserer Campingbeleuchtung und Taschenlampen bis der Sprinter wieder auf seinen Rädern steht. Dafür laden wir die drei Mechaniker zu einem Bier in die Nachbarkneipe ein. Auf wundersame Weise sind wir plötzlich mehr als zehn Personen in der Runde. Zuversichtlich greifen wir am nächsten Morgen die nächsten 100 km schlechte Piste an, bis eine neue asphaltierte Straße kommen soll. Die Zuversicht hält aber nicht lange, ganze 60 km, dann wieder das berühmte PENG!!!  Das Augenblatt ist an der aufgeschweißten Verstärkung, fast wie erwartet, gebrochen. Mit Holz, Hartgummi und Spanngurt wird dem Übel wieder zu Leibe gerückt und unsere ganze Hoffnung gilt Libreville. Tatsächlich, 35 km vor Lambarene gibt es eine nagelneue, sehr gut ausgebaute Asphaltstraße. Die Holzlaster fahren viel zu schnell, kein Wunder dass einige  aus den Kurven getragen werden und nun die abgefahrenen Reifen in die Luft strecken.

 

Besuch in Lambarene

Lambarene, sehr schön am breiten Ogooué-Fluss und in der Nähe des Äquators gelegen, ist bekannt durch den Urwald-Doktor, Philosoph, Theologe, Musiker und Nobelpreisträger Albert Schweitzer. Natürlich legen wir hier einen Stopp ein um seine Wirkungsstätte und Grabstelle zu besuchen. Das Hospital, eine Polioklinik, wird heute als Foundation geführt und scheint finanziell gut abgesichert zu sein. Heute arbeiten vorwiegend schwarze Ärzte, nur noch 4-5 Ärzte aus Europa, aber keine Deutsche. Was uns etwas betroffen macht: Wie in allen afrikanischen Hospitäler wird hier nur jemand aufgenommen, der die Tagessätze bezahlen kann. Hier sind es 7000, - CFA, umgerechnet etwas mehr als 10 €. Für die Verpflegung und Wäsche müssen die Angehörige selbst sorgen. Diese campieren deshalb vor den Kranken-Zimmern und kochen mit eigenem Holz an kleinen Feuerstellen und waschen vor Ort die Wäsche.
Nach unserem Eindruck ist die Klinik weit von einem europäischen Standard entfernt, von den Einheimischen wird es aber als sehr gute Einrichtung bewertet.
Das kleine, heimelige Museum mit den Originalzimmern von Albert Schweitzer und seiner Frau ist für uns schon ein kleines Erlebnis, da wir von unserer Kindheit her Afrika mit Albert Schweitzer verbinden. Auf dem kurzen Weg zur Bootsanlegestelle liegt auch der kleine Friedhof mit den bescheidenen Grabstellen des Ehepaar Schweitzer.

Dort treffen wir die Elsässer Lucienne und Marcel die in Gabun Urlaub machen und einige Tage im neu eingerichteten Gästehaus neben dem Museum wohnen. Von den angenehmen Zimmern dürfen wir bei tropischer Hitze die Duschkabine ausprobieren und fühlen uns wie neugeboren. Beim gemeinsamen Abendessen bei Fisch und Stachelschwein unterhalten wir uns sehr angeregt über die unterschiedlichen Urlaubsgestaltungen in Afrika.
Am nächsten Tag fahren wir von Süd nach Nord über den Äquator nach Libreville um dort vor allem unsere Blattfederproblematik zu lösen.

 

Libreville, die Hauptstadt von Gabun

Die „République Gabonaise“ ist von der Fläche  30 % kleiner wie Deutschland, hat aber nur 1.2 Mio. Einwohner, davon lebt  die Hälfte in der Hauptstadt Libreville. Die Urbevölkerung von Gabun, die Pygmäen leben  nur noch in geringer Zahl zurückgezogen im Regenwald. Im Staatsgebiet leben heute etwa 40 verschiedene Stammesgruppen. Die Christianisierung ist mit mehr als 90 % die höchste in Afrika. Bis 1960 war das Land französische Kolonie und wird seit 1967 von Omar Bongo regiert. Trotz einem Mehrparteiensystem wird der Staat autoritär geführt. Der Präsident hat mehr als 40 Minister aus seinem Clan  eingesetzt!.
Gabun gilt durch seine Bodenschätze, insbesondere durch Erdöl als sehr reiches Land. Im Agrarbereich ist die Holzwirtschaft mit Tropenhölzer von Bedeutung. Die meisten Agrarprodukte werden allerdings eingeführt. Es ist  deutlich, dass dem Großteil der Bevölkerung vom Reichtum wenig zugute kommt. Dieser ist nur einer kleinen Minderheit vorbehalten.

 

 

Federreparatur Nr. 3 und Erlebnisse in Libreville

In der Missionsstation Maison Libermann nisten wir uns in ein preisgünstiges, bescheidenes Zimmer, aber immerhin mit eigener Dusche und Toilette ein und suchen eine geeignete Werkstatt. Immer wieder werden wir zu Hinterhöfen à la Buschwerkstatt gelotst. Egal ob wir an einer Tankstelle, einen ebenfalls Mercedes fahrenden Einheimischen, den Verwalter der Missionsstation, oder in einem Shop in dem Mercedes-Ersatzteile verkauft werden fragen, immer kennen sie eine „gute Werkstatt“ in der jemand von der Sippe, ein Freund, etc arbeitet und in die man unbedingt hingehen Muss, weil nur die so eine Problematik lösen können. Dort angekommen, suchen wir aber wegen den äußeren Umständen, wie Schlamm und Dreck immer schnell das Weite.
Am andern Tag ergibt sich ein Lichtblick, wir finden auf eigene Faust die offizielle Mercedes Vertretung. „Ja, können wir machen und die notwendigen Teile bestellen wir direkt bei Mercedes in Deutschland“.  Wir sind noch der Überzeugung, dass vor Ort eine geeignete Feder geschmiedet werden kann und finden in der Nähe die Werkstatt „Technomeca“ bei dem Franzosen Jean-Michel. Eine saubere und überdachte Werkstatt mit Betonboden für Geländewagen aller Art und er meint ganz afrikanisch „Pas de Problem“!

Verschiedene Personen kommen und schauen sich die ausgebaute Feder an. Alle geben klein bei, das können wir leider nicht machen. Also Muss doch eine Ersatzfeder bestellt werden. „Pas de Problem“. Mein Freund in Paris von Mercedes schickt die weg und in spätestens drei Tagen ist sie hier. Nur, die Feder ist nicht auf Lager, zusätzliche drei Tage. Als endlich die Nachricht kommt, die Feder ist am Flughafen, atmen wir auf. Allerdings zu früh. Es dauert nochmals vier Tage bis der Zoll die Freigabe erteilt. Nach insgesamt elf Tagen können wir das Auto, fertig repariert und mit Service versehen, abholen.
Wir nutzen natürlich diese Zeit, besorgen uns  die Visa für Kamerun und Nigeria, schreiben unseren Bericht Afrikatour_17, besuchen das kleine aber interessante Nationalmuseum mit den Masken der verschiedenen Ethnien und die diversen Kunstmärkte. Da wir auf unsere Küche im Auto nicht zugreifen können, probieren wir auch die verschiedensten Straßenlokale und Restaurants aus. Auch in den teuren Supermärkten gibt es alles was das Herz begehrt, nur wie in Luanda zu Preisen, die weit höher sind wie in Europa.

Zu einem neuen Haarschnitt, konnte ich mich trotz den verlockenden Angeboten nicht entschließen. Fast haben wir uns in Libreville schon heimisch gefühlt, wenn da nicht die Geschichte mit der Polizei wäre.

Zwei Jahre Afrika und außer den üblichen Kontrollen bisher noch keine Schererei mit der Polizei. Bei der Suche nach einer Werkstatt erwischt uns eine Polizeikontrolle. Wir haben den Sicherheitsgurt nicht angelegt. Bisher hat das in Afrika noch niemand interessiert, aber dieser Polizist will als Bußgeld 15.000,- CFA, was in etwa dem Monats-Mindestlohn eines Arbeiters entspricht. Wir verlangen seinen Vorgesetzten. Der kommt und fordert 25.000,- CFA. Wir sind nicht bereit soviel zu bezahlen und verlangen auf die Polizeidirektion gebracht zu werden. Der Vorgesetzte steigt in unser Auto und fragt, was wir bereit sind zu bezahlen.
Nach einiger Diskussion schiebt er dann 8.000 CFA in seine eigene Tasche und lässt uns weiterfahren. Aufgebracht durch diesen Vorgang vergessen wir wieder den Gurt anzulegen und werden keine 100 m weiter wieder gestoppt. Diesmal können wir den Betrag nur auf 10.000 CFA herunterhandeln, denn wir wollen weiter, aber jetzt nur noch mit angelegtem Sicherheitsgurt. 500 m weiter. Einfahrt in einen Kreisverkehr. Wieder werden wir von der Polizei gestoppt. Der Polizist behauptet, wir hätten die Verkehrsregeln nicht beachtet. Da wir keinen Fehler begangen haben, bleiben wir hart, stellen uns einfach dumm und sprechen nur Englisch. Wir werden zum Polizeipräsidium in ein fensterloses Zimmer gebracht und verlangen einen englischsprachigen Officer. Der Polizist will nach wie vor Geld, sagt aber nicht wie viel. Es dauert einige Zeit bis jemand kommt der englisch spricht. Wir erklären, dass wir hier unberechtigt festgehalten werden und Geldforderungen gestellt werden, die wir nicht bereit sind zu bezahlen. In diesem Moment wird der Officer von einem noch mehr dekorierten Polizisten herausgerufen. Der Polizist gibt uns unsere Papiere und wir verschwinden schnellstens.

Bevor wir weiterreisen möchten wir von den repräsentativen Gebäuden der Stadt noch Aufnahmen machen und setzen uns dabei voll in einen großen Fettnapf. Ein beeindruckendes großes Gebäude fotografiere ich von der Straße aus. Ich will wieder ins Auto einsteigen und werde von einer Militärperson festgehalten und unmissverständlich aufgefordert mit zu kommen. Da er den Foto gleich zu sich nimmt, wird mir klar ich habe ein Sicherheits-Objekt fotografiert. Nach dem weiterleiten durch X-Zimmer und immer hochrangigere Personen marschieren wir bis zum obersten Stockwerk und landen beim Kommandanten, einem Weißen in Zivil. Sehr freundlicher Ton. Wegen den Sprachschwierigkeiten fordert er einen englisch-sprechenden Offizier an. Wir erklären die Situation und löschen das entsprechende Foto auf der Digitalkamera. „Ihr Deutschen seid ja unsere Freunde, ihr habt nichts zu befürchten, aber ich will mich noch absichern“. Kurz darauf kommt ein Minister persönlich in das Zimmer, begrüßt uns und meint  „Pas de Problem“. Wir sollen in Zukunft etwas vorsichtiger mit fotografieren sein. Ein Präsidentenpalast darf nun mal nicht fotografiert werden. Unsere Pässe werden noch kopiert und das Auto inspiziert, ob wir vielleicht doch Spione sind. Aber die Camping-Ausrüstung im Auto zerstreut die restlichen Bedenken.
Durch die Verzögerung mit der Federreparatur hat uns die Regenzeit bereits in Libreville eingeholt. Durch die aktuellen Informationen sind wir aber zuversichtlich, ohne Probleme durch den Regenwald nach Kamerun zu kommen.

 

Durch den Regenwald nach Kamerun

Von Libreville aus, geht es zunächst nochmals Richtung Lambarene zurück über den Äquator, bevor wir die Abzweigung in Richtung Norden durch den Regenwald nach Kamerun nehmen.
Die Straße ist nicht besonders, aber kurz vor der letzten Überquerung des Äquators trauen wir unseren Augen nicht. Eine tolle, von der EU neu gebaute Straße mit Mittel- und Seitenstreifen in der Qualität einer neuen Bundesstraße beginnt. Riesige Erdbewegungen haben hier stattgefunden.
Die starken Regenschauer machen hier nichts mehr aus..
In dem dünn besiedelten Gebiet finden wir  auch genügend Buschcamps.

Wie überall in Afrika werden wir bei Pausen von Neugierigen beäugt und es kommen immer die gleichen Fragen: „Ist das Euer Haus, In welcher Aufgabe seid Ihr unterwegs, Habt Ihr Kinder und wie viele, Seid Ihr Christen, Seid Ihr verheiratet“? Auch wenn es immer die gleichen Fragen sind, geben sie doch die Möglichkeit mit den Einheimischen etwas ins Gespräch zu kommen. Was uns in den kleineren Hüttendörfern in ganz Afrika ebenfalls auffällt: Wir sehen immer wieder Albinos unter den Schwarzen. Hängt dies evtl. mit der hohen Inzucht in den afrikanischen Dörfern zusammen?

200 km vor Kamerun kommt bereits die erste Grenzkontrolle. Da es kurz darauf einen Abzweig nach Äquatorial-Guinea gibt, wird es aber verständlich. Bis vor kurzem musste zum Grenzübergang nach Kamerun noch eine kleine Fähre über den Grenzfluss genommen werden, auf der aber keine LKWs transportiert werden konnten. Jetzt wurde auch die von der EU gebaute Brücke in Betrieb genommen, so dass dem Warenaustausch zwischen Gabun und Kamerun keine schlechten Verkehrsverbindungen mehr im Wege stehen.

 

Kamerun  vom 8. bis 25. Oktober 2006

Die Republik Kamerun ist von der Fläche ein Drittel größer wie Deutschland und hat ca. 16 Mio. Einwohner.
Das Zentrum des Landes liegt auf einer Höhe von 1000 bis 1500 m über dem Meeresspiegel. Die höchste Erhebung des Landes, der noch aktive Vulkan Mt. Cameroon mit 4 070 m liegt in unmittelbarer Nähe der Küste.
Kamerun war bis zum Ende des 1. Weltkriegs eine deutsche Kolonie und wurde dann in einem an Nigeria angrenzenden Gebiet von England und der Großteil von Frankreich übernommen. Die Amtssprachen sind deshalb neben französisch auch englisch. In der Sekundarstufe unterrichten aber 2000 Lehrer deutsch. Trotz dem Vielvölkerstaat mit 280 ethnischen Gruppen und ca. 20 Stammes- Sprachen hat es die ganz großen Bürgerkriege im Land nicht gegeben.
Wirtschaftlich hat Kamerun durch die Erschöpfung seiner Ölvorräte größere Probleme. z.B. wurden die Gehälter der Beamten um die Hälfte gekürzt, was natürlich überall zu Cadeux-Forderungen nicht nur bei Ausländer führt. 
In Kamerun herrscht tropisches Klima. Die  Temperaturen an der Küste betragen ca. 25° C das ganze Jahr über. Die Küstenregion um den Mt Cameroon hat mit einer Niederschlagsmenge bis zu 10 000 mm das regenreichste Gebiet weltweit.

 

Erste Eindrücke

Unsere Kopien von allen wichtigen Papieren liegen immer griffbereit. Militär, Polizei, Gendarmerie und Spezialeinheiten übertreffen sich in den Kontrollen. Es ist auffallend, dass sie irgendetwas suchen was evtl. nicht in Ordnung ist um abzukassieren. Seit die Gehälter der Staatsdiener halbiert wurden, scheint dies eine Masche zu sein, um den Sold aufzubessern. Ob es der Feuerlöscher, das zweite Warndreieck, der Impfausweis, die Versicherung etc ist, es fällt ihnen immer was Neues ein. Und wenn sie nichts finden, kommt immer die Frage: „Was haben Sie für uns mitgebracht“?  Der Ton ist aber immer höflich. Viele wollen mit uns Small-Talk machen und fragen dann ganz persönlich. „Bitte gebt mir irgendwas was mich an Euch erinnert“.
Für die Hauptstraßen, welche im allgemeinen gut ausgebaut sind, werden abschnittsweise Mautgebühren verlangt. Es sind zwar nur 500,- CFA, weniger als 1 €, aber wir werden 15 mal zur Kasse gebeten. An den Mautstellen gibt es jede Menge fliegende Händler, die aggressiv ihre Waren fast in das Auto hineinwerfen. 

 

Traumstrand bei Kribi

Bereits in den frühen Nachmittagsstunden müssen wir uns wegen des Übernachtungsplatzes Gedanken machen, da es in Kamerun kaum eine Möglichkeit für ein Wildcamp gibt. Wir übernachten bei der Polizei, bei Zollgebäuden, auf Privatgrundstücken und im Hof von Hotelanlagen. Der Hauptstadt Yaunde statten wir nur einen kurzen Besuch ab. Wir wollen zu den schönsten Stränden Kameruns  bei Kribi. Einige Gebäude wie eine deutsche Kirche und der Leuchtturm erinnern hier noch an die deutsche Kolonialzeit. Wir finden in dem Vorort Londji einen wunderschönen Strandabschnitt und dürfen uns bei Matthias auf sein Grundstück direkt an das Wasser stellen.

Es ist eine Stimmung wie in der Karibik. Unter Palmen können wir dem geruhsamen Treiben der Fischer und der einheimischen Bevölkerung zuschauen, verschiedene Kleinigkeiten am Fahrzeug in Ordnung bringen und natürlich im Atlantik schwimmen. Der Strand ist flach, die Wellen angenehm sanft Die Fischgerichte in dem einfachen Restaurant sind frisch und werden köstlich zubereitet. Trotz dem vielen Regen ist die Luft und das Wasser angenehm warm.

Nachdem die steile Zufahrt zu dem Grundstück durch den Regen immer mehr aufweicht, entschließen wir uns trotz dem paradiesischen Platz zum Ortswechsel und verbringen noch 2 Tage direkt in Kribi bei einer Strand-Auberge in der Nähe eines Wasserfalls. Ein Fluss stürzt hier aus 30 m Höhe direkt in das Meer.

Weit draußen auf dem Meer ragen aus dem Meer zwei Plattformen hervor mit riesigen Tankern. Wir erfahren, dass dies das Ende einer neuen Ölpipeline ist, welche vom Tschad durch ganz Kamerun führt. Sicher ein Projekt, welches unter Umweltgesichtspunkten sehr kritisch zu bewerten ist. 

 

Besteigung des aktiven Vulkans Mount Cameroon (4070 m)

In Kribi ausgeruht von den bisherigen Anstrengungen steuern wir unser nächstes Ziel an. Den Badeort Limbe mit seinem herrlichen Botanischen Garten und den Zoo mit seinen verwaisten Primaten, sowie die Stadt Buea, die in der Kolonialzeit Sitz des deutschen Gouverneurs Puttkammer war. Weniger wegen dem prunkvollen Gebäude im wilhelminischen Stil, das heute als Residenz des Staatspräsidenten dient, sondern als Ausgangspunkt zur Ersteigung des 4070 m hohen Mt. Cameroon. Der aktive Vulkan hatte die letzten Ausbrüche in den Jahren 1999 und 2000. Die Lava kam erst kurz vor der Küste zum Stillstand, hat aber ein Teil der Küstenstraße noch unter sich begraben. Unser Basis-Camp in Limbe, das Seme New Beach Hotel wurde fast von der Lava erfasst. 
Die Regenfälle haben in den letzten beiden Tagen aufgehört. Wir werden deshalb von dem Mount Cameroon Ecotourismus Project ermuntert, die Besteigung mit dem obligatorischen Führer anzugehen und das Permit zu beantragen. Gegründet wurde diese Organisation durch den Deutschen Entwicklungs-Dienst, den DED.
3200 Höhenmeter müssen bis zum Gipfel bewältigt werden. Ausgestattet mit  Lebensmittel für 3 Tage, Kocher, Wasservorrat, Reservewäsche, Schlafsack, Matten und Zelt starten wir mit dem Führer frühmorgens zu der Besteigung. Keine 200 Höhenmeter nach Aufbruch öffnet der Himmel alle seine Schleusen. Sturzbachartig schießt uns das Wasser in der Aufstiegsspur des Regenwalds entgegen. In die Bergstiefeln läuft direkt das Wasser. Wir überlegen, ob wir umkehren. Steigen aber dann doch bis zur 1. Schutzhütte auf 1800 m auf. Erst nachmittags gegen 15 Uhr hört der Regen auf. Wir entschließen uns, bis zur nächsten Schutzhütte auf 2400 m aufzusteigen. Wir verlassen dabei den Regenwald und befinden uns in der steilen Gras-Savanne. Bevor es um 18 Uhr dunkel wird , kochen wir uns noch Suppe und Tee, Unsere Sachen hängen wir zum Trocknen auf. Die Schutzhütten entsprechen natürlich nicht dem Standard in den Alpen, sondern sind einfachste Verschläge ohne festen Boden, lediglich mit einer Holzpritsche versehen, auf denen man die Matten auslegen kann. Viel Unrat liegt um die Hütten herum. Unser Nachtquartier teilen wir noch mit einer frechen Maus, die sich nicht vertreiben lässt.
Das Wetter sieht auch am zweiten Tag nicht besser aus, trotzdem steigen wir im dichten Nebel monoton über schwarzes Lavagestein und Geröll zur nächsten Hütte auf 2860  m auf. Es wird uns klar, dass wir bei diesen Wetter-Bedingungen den Gipfel nicht erreichen und steigen ohne Gepäck wenigstens  auf ca. 3500m auf. Die Nebelschwaden und schwarze Wolken hüllen uns ein, immer nur kurz sieht man die Umrisse der vereinzelt fast gespenstisch wirkenden zwergenhaften Bäume.

Noch am selben Tag steigen wir wieder bis zur ersten Hütte ab, übernachten und erreichen dann am 3. Tag nach einem beschwerlichen, rutschigen Abstieg wieder Buea. Ein einheimischer Jäger beklagt sich, dass er schon seit längerer Zeit am Mt Cameroon kein Wildtier mehr gesehen hat. Da jeder eine Waffe tragen und jagen kann, sind so gut wie keine Bestände mehr vorhanden.
Die versuchte Besteigung hat uns aber auch gezeigt, dass unsere Kondition stark nachgelassen hat. Fast nur im Auto zu sitzen, reicht für sportliche Höchstleistungen von Rentnern nicht aus.
Noch ganz kurz besteht die Gelegenheit von unserem Camp aus den Bergrücken fast ohne Wolken zu beobachten. Wenige Minuten später ist alles wieder dicht.

Übrigens die Weltelite im Berg-Marathon tritt jedes Jahr im Dezember an, um auf den Mt. Cameroon zu rennen. Die  seit Jahren bestehende Bestzeit liegt bei knapp 4 (vier) Stunden. Das werden wir wohl auch bei bester Kondition nie mehr erreichen. Um den müden Gliedern eine Pause zu gönnen, begeben wir uns ins Internet-Cafe um die weitere Route zu planen. Immerhin können wir

 

Routenänderung wegen politischen Unruhen

Die Weiterfahrt nach Nigeria über die Hauptroute bei Mamfe kommt nicht mehr infrage, da gerade der Ausnahmezustand im Südwesten von Nigeria ausgerufen wurde und das Militär  die Macht übernommen hat. Jederzeit könnte das Militär unser Fahrzeug beschlagnahmen und wir könnten Jahre darauf warten bis wir den Bruchteil unseres Fahrzeugwertes zurück erhalten. Die Überlegung, über den Tschad und Niger entlang des fast ausgetrockneten Tschad-Sees weiterzureisen wird verworfen, als wir eine aktuelle Reisewarnung des auswärtigen Amtes für dieses Gebiet lesen. Wir versuchen deshalb am nördlichen Teil der berühmten Ringstraße über die Grenze nach Nigeria zu gelangen.

 

Die Ringstraße bei Bamenda mit den traditionsreichen Chefferien

Ein touristischer Höhepunkt in Kamerun ist die Ringstraße, welche durch die  außergewöhnlich schöne, abwechslungsreiche Landschaft und die netten strohbedeckten Lehm-Hütten besticht. Auch die bedeutendsten Chefferien, unabhängige kleine Königreiche, können auf dieser Strecke besucht werden.

Die Rundstrecke mit 360 km schlechter Straße, welche in der Regenzeit abschnittsweise gesperrt wird, ist nur noch teilweise befahrbar. Ein Straßenabschnitt in der Nähe des Kratersees Nyos ist vom Regen komplett weggeschwemmt und wird nicht mehr erneuert. Nur zu Fuß kommt man dort noch weiter. Vor 20 Jahren trat eine riesige Giftgaswolke aus dem See, die in einer Nacht mehr als 1500 Menschen das Leben kostete. Seit diesem Unglück wird diese Gegend gemieden und die schauerlichsten Geschichten und Spekulationen ranken sich um dieses Desaster. Unter anderem wird ausländisches Militär beschuldigt einen unterirdischen Atomversuch durchgeführt zu haben. 

Ein Quartier bietet sich in Bamenda im schönen Garten der Presbyterianer-Mission an. Von dort besuchen wir mit Joseph, dem Chef des Tourismus-Office einige der Chefferien und die Fons. Gewisse Rituale sollten eingehalten werden um die königlichen Hoheiten begrüßen zu dürfen. Wir sind immer die einzigen Gäste, eine telefonische Anmeldung ist deshalb sinnvoll. Besonders interessant für uns ist das Palastgebäude von Bandjoun, welches leider abgebrannt und nun wieder originalgetreu aufgebaut wird. 
Das Museum Mankon mit seinen beeindruckenden Exponaten wird uns von Prinz Louis temperamentvolll und mit funkelnden Augen erläutert. Von ihm erfahren wir auch detailliert, dass der Fon, das Oberhaupt einer Chefferie, die oberste Rechtsinstanz ist und als sakral gilt. Er ist der Mittler zwischen den Ahnen und den Lebenden. Ausgestattet mit einer Reihe von Hoheitssymbolen, Privilegien und einem großen Anwesen. Sein Vater hat über 40 Frauen.
Die Exponate sind keine reine Museumsstücke, sondern zeigen die verschiedensten Hoheitssymbole des Fons, Gewänder, Insignien, Musikinstrumente, Masken etc welche bei den jährlichen Feierlichkeiten noch heute eingesetzt werden, sowie die Prunkschätze des Fons und der Chefferie.
Auf die Religion angesprochen, meint der Prinz, dass die Fons zwar an einen Gott glauben und auch die verschiedene Geister und zahlreiche Schutzgottheiten verehren. Diese spielen eine Mittlerrolle zu Gott. Den Masken mit ihren verschiedenen Symbolcharakteren kommen bei den religiösen Handlungen und bei den Ritualtänzen ebenfalls besondere Bedeutung zu.

In Bafout, mit 800 Jahren Tradition, eine der ältesten Chefferien, von einer deutschen Gesellschaft unterstützt, organisiert Joseph nur für uns einen rituellen Maskentanz.
Von einem Notablen, einer der Berater des Fons, wird uns das Museum und die sehr interessante Dokumentation über die  Inthronisation des residierende Fon vor 40 Jahren erläutert. Bei der Besichtigung dabei ist eine etwa 12-jährige Enkeltochter des Fons, welche das Museum zum ersten Mal sehen darf. Das Mädchen kriegt sich fast nicht vor lauter Kichern, als sie auf dem Foto der Inthronisierung den ganzen Hofstaat, incl ihrer Großmutter  ohne jeglichen Schmuck, splitterfasernackt abgebildet sieht. Zeichen der Unterwerfung?

In der Chefferie Bali hoffen wir den residierenden Fon zu treffen. Er studierte in Deutschland und hat neben einer deutschen Frau noch neun weitere. Leider ist der Fon kurz vor unserer Ankunft abgereist. 

Trotz, oder gerade wegen den „heidnischen“ Gebräuchen, gibt es hier im Südwesten im Grasland in fast jedem Dorf alle möglichen Kirchen, Freikirchen und insbesondere die verschiedensten charismatische Bewegungen. Meistens verweist nur ein altes verrostetes, kaum lesbares Schild auf eine verwahrloste Hütte, welche alles andere als den Eindruck einer Kirche hinterlässt.

Joseph, der Chef des Tourismus-Office und auch die Polizei in Bamenda meinen, dass die Ringstraße bis Nkambe mit einem Allradfahrzeug schon zu bewältigen ist. Auch der Grenzübergang zu Nigeria sei von dort aus möglich. Mit dieser Information machen wir uns zuversichtlich auf den Weg. Über Kumbo erreichen wir nach zwei Tagen und zwölf  Regenschranken die Stadt Nkambe. Teilweise sind die Regenschranken noch geschlossen, werden aber für kleinere Allradfahrzeuge ohne weitere Diskussion geöffnet.

 

Der abenteuerliche Grenzübergang nach Nigeria

In Nkambe im nördlichen Teil der Ringstrasse lassen wir beim Zoll unser Carnet ausstempeln. Die Zöllner und die Polizei machen uns aber deutlich, dass wir keine Chance haben von hier aus die Grenze von Nigeria zu erreichen. In Richtung Bissaula gibt es keine Brücke mehr, nur einfache Kanus transportieren die Waren.  Über die Berge in Richtung Abong, nur 40 km weiter, ist selbst mit Allrad derzeit kein Durchkommen möglich, da durch die Regenzeit die Steilstrecken auf der katastrophalen Piste nicht zu bewältigen sind. Wir könnten es aber weiter östlich bei Sabongari probieren.  Vor Sabongari ist aber eine Betonbrücke ein Tag vorher eingebrochen und wird komplett von den Wassermassen unterspült. Mit einem ebenfalls anwesenden LKW und vielen Einheimischen  wird ein Baum gefällt um mit dem Holz die entstandenen Löcher aufzufüllen und mit dem Stamm eine Rampe zu bauen. Wir schaffen es, der LKW Muss seine ganze Fracht zuerst abladen. In  Sabongari angekommen, werden die Pässe ausgestempelt, die Polizei am Anfang der Bergpiste winkt aber ab. Keine Chance von hier nach Nigeria zu kommen. Bitte nach Atta weiterfahren. Auch dort die gleiche Aussage. Weiterfahren nach Banju wo gerade das Ende des Ramadan gefeiert wird und keine Durchfahrt möglich ist. Die Passe sind bereits  ausgestempelt, wir haben also keine Berechtigung mehr im Land zu sein. Deshalb schnell zur Immigration. Diese arbeitet aber heute wegen dem Fest nicht. Wir übernachten direkt bei der Polizei und schildern unser Problem. „Pas de Problem“. Ich treffe nachher den Chef der Immigration und kläre das mit ihm. Am andern Morgen wird uns bei der Immigration ein persönliches Schreiben an den Chef der Grenzstation mitgegeben. Aber wollt Ihr wirklich diese Strecke fahren. Seit Wochen ist außer mit Motorrad niemand mehr mit einem Fahrzeug über die Grenze gefahren. Wenn ihr wollt, kennt ihr es probieren. Wir probieren und „genießen“ die abenteuerlichste Fahrt, welche wir bisher bei unserer Afrikatour erlebt haben.
Der Anfang und das Ende der Piste waren harmlos, aber bis zur ersten Straße in Nigeria waren 140 km zu bewältigen und wir benötigen volle zwei Tage. Der ganze Umweg mehr als 300 km. Die Piste auf durchschnittlich 1500 Höhenmeter hat alle Schwierigkeitsgrade. Steile, grobsteinige Passagen; schlammiger, morastiger Untergrund; tiefe Furchen bei denen die Bodenfreiheit nicht ausreicht; mehrere bis 1 m tiefe Flussdurchquerungen; total durch die Regenfälle weggeschwemmte Pistenabschnitte. Schlichtweg eine Traumpiste für mutige Enduro-Fahrer, wenn da nicht die tiefen Flussdurchquerungen wären. Große Teile der Strecke müssen vorher zu Fuß erkundet und  viele Steine geschleppt werden um Hindernisse zu überwinden. Spuren von vorhergehenden Fahrzeugen, suchen wir vergebens, lediglich Mopedspuren sind teilweise zu entdecken.

Als wir die schwierige Strecke fast hinter uns haben, überholt uns ein einheimischer 6x6 Pinzgauer, der mit Bestechung der Zöllner den billigen Sprit von Nigeria nach Kamerun schmuggelt.  Er kann es nicht fassen, dass wir mit unserem Fahrzeug diese Strecke überwunden haben. Er hat sich mit seinem 6x6 Fahrzeug erst jetzt, nachdem es drei Tage nicht mehr geregnet hat, wieder auf diese Piste getraut. Na und da sage noch einer etwas gegen den Iglhaut-Sprinter!

 

Nigeria

Nigeria ist das Einflussreichste Land  in Westafrika, was sowohl wirtschaftlich wie militärisch gilt. Es ist fast dreimal so groß wie Deutschland und hat mit 130 Mio. Einwohner mehr als die Hälfte der Einwohner von ganz Westafrika. Die offizielle Sprache ist Englisch, wird aber nicht von allen Nigerianer gesprochen. Nigeria hat nicht gerade einen positiven Klang in Europa. Es gilt als eines der korruptesten Länder mit unstabilen politischen Verhältnissen und steht öfters wegen Entführungen, Raubüberfällen, etc in den negativen Schlagzeilen. Die größte Stadt ist Lagos, die bis vor 15 Jahren auch Hauptstadt war. Wegen dem feuchtheißen Klima wurde der Regierungssitz nach Abudja verlegt.
In der Küstenregion liegt das riesige Delta des Nigers, welcher nach Nil und Kongo der drittgrößte Fluss in Afrika ist. Das Klima ist tropisch, wobei die starken Niederschläge der Regenzeit nach Norden  abnehmen und bis zum Trockenklima der Sahelzone reicht. Die Wälder wurden zu 80 % gerodet, so dass heute nur noch in den Schutzgebieten Wälder vorhanden sind. Ebenso ist der Wildbestand durch die Einschränkung ihres Lebensraumes sehr dezimiert. Die höchsten Berge liegen nur bei 2000 m.
40 % der Bevölkerung sind Anhänger des Islams. Der Islam wird hauptsächlich im Norden des Landes praktiziert, während die Christen vorwiegend in der Küstenregion zuhause sind. 25 % Protestanten und 12 % Katholiken, sowie charismatische Bewegungen. Auch die Natur-Religionen haben noch große Bedeutung. In 12 der 36 Bundesstaaten gilt die Scharia als Rechtssprechung, obwohl dies von der Zentralregierung nicht akzeptiert wird. Die Spannung zwischen Christen und Islamiten führt immer wieder zu Unruhen. 

 

Nach der Grenze

Der Mini-Grenzübergang nach Nigeria ist problemlos. Es gibt zwar hintereinander mehrere Holzschranken. Pass abstempeln, Impfkontrolle, Zollamt ohne Stempel, und Quarantäne-Kontrolle. Geldwechsel ist nicht möglich, obwohl die Einfuhr der lokalen Währung, Naira strengstens verboten ist. Im dahinter liegenden Hüttendorf ist es überraschend sauber. Es sind lauter Moslems, welche auf der fast nie benutzten Straße sitzen. Im ersten Dorf Mayo Daga suchen wir den zuständigen Zöllner um unser Carnet abzustempeln. Schließlich kommt er. Er weiß nicht was zu tun ist. Ich nehme seinen Stempel, fülle die Zettel aus und lasse ihn noch unterschreiben.
Wir übernachten bei einem Militärposten, der alle drei Monate per Hubschrauber abgelöst wird. Er scheint über die Abwechslung ganz glücklich zu sein.
Die Landschaft sieht aus wie ein grünes Dünenmeer. Es geht über erodierte Erdpisten laufend rauf und runter. Ab und zu schimmert ein Silberstreifen im Tal. Wieder eine Flussdurchquerung, manchmal sogar eine Brücke, welche allerdings nur für Motorradfahrer gebaut ist.
70 km nach der Grenze erreichen wir die Teerstraße. Wir brauchen lokales Geld und Sprit. In Kamerun  haben wir nicht voll getankt, da Diesel in Nigeria viel billiger ist. Bei der nächsten Kontrollstelle einer Immigration erhalten wir die Information, dass die nächste Bank 400 km weg ist. Diesel bekommt man hier überall aus Kanister, aber nur gegen lokale Währung.  Ausländische Währung zu besitzen, scheint für Privatleute nicht erlaubt zu sein.
Ja, der Beamte ist sehr zuvorkommend und will uns behilflich sein. Dabei werden wir aber gewaltig geschröpft. Sowohl der Preis des Diesels wie auch der Umrechnungskurs für die US$ sind sehr, sehr unfair. Er verdient sich dabei ca. einen zusätzlichen Monatsgehalt und will hinterher für seine „Dienstleistung“ noch zusätzlich Geld.
Eine vor 10 Jahren, ebenfalls mit EU-Geldern gebaute Straße führt von Gambu nach Jalingo.
Die Straße wurde sehr gut gebaut. Es lässt sich aber nicht vermeiden, dass Verwerfungen durch den Untergrund auftreten. An diesen Verwerfungen und auch den daraus entstehenden Schlaglöcher wird aber überhaupt nichts gemacht, obwohl Hunderte von jungen kräftigen Männern in den Dörfern einfach nur herumlungern. Die tolle Straße wird in einigen Jahren ebenfalls ruiniert sein. Das sind Momente, die dann den Frust in einem hochsteigen lassen und die Frage stellen: „Wozu geben wir eigentlich Entwicklungshilfe“? Immerhin dient die Straße auch dazu, daß die Kleinbauern ihre Pepperoni, Yam-Mehl, Mais, etc am Rande der Strasse auslegen und dort trocken.

Entlang unserer Strecke, wie in den vorhergehenden Ländern stoßen wir auf viele Straßensperren mit Kontrollen. Hier vor allem vom Militär. Pro Tag sind es bis zu 15 Kontrollen. Im Gegensatz zu den bisherigen Ländern werden wir aber meistens durchgewinkt, oder nur zu einem Small-Talk mit der abschließenden Frage „Was haben Sie für uns mitgebracht“? aufgehalten. Papiere müssen wir nie vorzeigen.

 

Jos, als Synonym für Jesus Our Savour

Jos gilt als eine der angenehmsten Städte in Nigeria. Es liegt landschaftlich schön zwischen grünen Hügeln auf einem 1200 m hohen Plateau, wodurch ein angenehmes Klima herrscht. Der Name stammt von den ersten Missionaren, welche die Stadt zu Ehren von Jesus so genannt haben. Die Haupt-Attraktion ist das National-Museum, welches aus mehreren Komplexen besteht. Es gibt einen guten Querschnitt über das nigerianische Volksgut. Insbesondere das Freigelände mit der traditionellen nigerianischen Architektur, in der naturgetreu historische Gebäude und die traditionelle Bauweise präsentiert werden.

Auf der Fahrt nach Jos stellen wir immer wieder Geruchsschwaden wie von faulen Eiern fest.
Da wir es uns nicht erklären können, kommen wir auf die Idee mal die Batterie in Augenschein zu nehmen und stellen fest. Die Batterie ist richtig heiß und die Schwefelsäure in der Batterie kocht. Vermutlich ein Kurzschluss in einer Zelle. Nachdem am anderen Morgen der Motor nicht anspringt, kaufen wir auf dem Markt in der Innenstadt eine neue Batterie und das Problem scheint behoben. In Nigeria interessiert uns noch

 

Kano, die älteste Stadt in Westafrika 

Es ist die von Touristen am häufigsten besuchte Stadt in Nigeria und kann eine über 1000-jährige Geschichte vorweisen. Als ehemaliges bedeutendes Handelszentrum der Trans-Sahara Routen ist es verständlich, dass dort der Islam vorherrscht. Ein Moslem meint, es sind über 90 % der Bürger. Für uns verwunderlich, dass erst jetzt im Jahr 2000 in der Stadt die Sharia für die Rechtssprechung eingeführt wurde und es deshalb zu keinen größeren Unruhen gekommen ist. Öffentliches Rauchen oder trinken von Alkohol, sowie voreheliche Beziehungen von Mohammedanerinnen werden strikt geahndet. Auch Touristen  die betrunken sind, landen im Gefängnis und können zusätzlich ausgepeitscht werden!

Sehenswert in Kano ist vor allem die Altstadt, welche aber größtenteils morbide oder bereits zerfallen ist. Dann der zentrale Markt, einer der Größten in ganz Afrika mit tausenden von Mini-Ställen und engsten Gassen in denen alles Denkbare für den afrikanischen Markt hergestellt und verkauft wird. Ehrlich gesagt, sind wir aber froh, als wir aus der Altstadt und dem Markt wieder herauskommen. Den Gestank und den Dreck hält man nicht lange aus.

Erwähnenswert sind die Farbtöpfe der Färbereien, die zentrale Moschee, sowie der Palast des Emirs mit angeschlossenem Museum. Die alte, historische Stadtmauer ist ringsum eingefallen und besteht größtenteils nur noch aus Erdhaufen. Ein kleiner Teil der Mauer mit Eingangstor wurde mit Mitteln der deutschen Botschaft restauriert. Es bestehen aber keinerlei Tendenzen von der Stadt die Restaurierung fortzusetzen.
Der Smog in der Millionenstadt durch die abertausenden von Mopeds mit ihren Zweitakt-Motoren ist im wahrsten Sinne des Wortes „atemberaubend“. Oft sieht man nur noch blaugrauen Dunst.

Bei der Suche nach dem Kano State Tourist-Camp kurz vor der Dämmerung biegen wir zur Orientierung in eine ruhigere Seitenstraße ein. Der Motor will trotz der neuen Batterie nicht mehr anspringen, obwohl der Anlasser gut durchdreht. Glücklicherweise haben wir die Adresse der Mercedes Benz Vertretung aufgeschrieben und können ein Taxi auftreiben. Nur die angegebene Adresse stimmt nicht. Wir suchen über eine Stunde und es wird stockdunkel. Wir stoppen den Fahrer eines neuen M-Mercedes  und der gibt uns die Adresse der Werkstatt. Dort angekommen, ist außer dem Sicherheitsdienst und einem Buchhalter niemand zu erreichen. Wir können aber arrangieren, dass wir am andern Morgen abgeschleppt werden. Zurück zum Auto, das Auto läuft an. Nichts wie hin zur Werkstatt. Wir dürfen in das Werksgelände einfahren und dort sicher übernachten. Diagnose am andern Morgen. Regler in der Lichtmaschine defekt, Übersteuerung der Elektronik. Mittags können wir bereits weiterfahren. Aber wie sich später zeigt, ist das Problem damit nicht behoben.

 

Zur Grenze nach Benin

Durch den Umweg  mit Grenzübergang und den Ausflug in den Norden von Nigeria, wollen wir zügig nach Benin weiterfahren und die Millionen-Metropole, die frühere Hauptstadt Lagos  umfahren. Über 1000 km Wegstrecke in Richtung Süd-Süd-West liegt vor uns.
Die Hälfte der Strecke fährt sich ganz gut, aber dann Stoßen wir auf die LKW- und Tankwagen-Strecke von Lagos in den Niger. Die Straßen sind durch die Unzahl von Tankwagen ruiniert, alle paar Kilometer liegt ein Laster oder Tankwagen durch Unfall zerstört am Straßenrand. Ein Tanker ist in ein Haus gerast und die Rückfront schaut noch aus dem Schlafzimmer.
Unterwegs machen wir eine kurze Pause, 10m weg von der Straße in einem Seitenweg. Gleich zwei Polizeiwagen kommen auf uns zu. Sofort weiterfahren! Dies ist eine unsichere Gegend. Ihr seid mitten im Busch, es passieren hier laufend Überfälle.  Natürlich fahren wir sofort weiter und steuern gegen Abend Ilorin an, wo wir uns frech auf den gesicherten Parkplatz des First Class Hotels stellen und zur eigenen Beruhigung wenigstens das Restaurant besuchen. Am anderen Morgen fahren wir durch die Security, ohne dass jemand etwas von uns will. Durch die schlechten Straßen ist noch eine weitere Übernachtung in Nigeria notwendig. Wir übernachten mit Genehmigung des Principals auf dem eingezäunten Grundstück einer Schule und steuern von dort die Grenze an. Die Grenzgebäude von Nigeria und Benin sind zusammen in einem lang gestreckten Gebäude untergebracht.
Wir haben die Information, dass Benin an der Grenze zu Nigeria Transit-Visa ausstellt, allerdings steht in den neuesten Unterlagen des Auswärtigen Amtes dass dies nicht gewährleistet ist. Zur Sicherheit fragen wir bei den Grenzbeamten in Nigeria nach, bevor die Ausreise gestempelt wird. Ja, kein Problem!
Als wir aber am Schlagbaum von Benin stehen und das Transit-Visa beantragen, heißt es trocken und abweisend. Ein Transitvisa stellen wir hier nicht aus. Ihr müsst zurück nach Lagos und ein Visa bei der Botschaft beantragen. Der Ausreise-Stempel von Nigeria ist aber schon im Pass. Was tun?
Was wir aus diese Situation machen, steht im nächsten Bericht, Afrikatour_19. 
Bis dahin, viel Spaß beim Lesen

 

ANHANG:

 

VISA
(Preise pro Person)

Gabun:  beantragt in Berlin,  5 Tage per Einschr. incl Postlaufzeit   52,- €
Kamerun:  beantragt in Libreville,  am gleichen Tag  50 000,- CFA  ca. 77,- €
Nigeria:  beantragt in Libreville,  am gleichen Tag  15 000,- CFA  ca. 23,-€

 

Wechselkurse und Dieselpreise pro Liter zum Zeitpunkt der Einreise 

 

Gabun

Bankumrechnungsfaktor bei Benützung der Kreditkarte
655,957 CFA  = 1,- €

In Libreville im  großen Supermarkt, Nähe St. Marie Kirche gibt es einen Bankautomat
für Maestro und Visa-Kreditkarten

Der Central-African-Franc gilt auch für folgenden Länder und ist an den Euro gebunden.
Kongo-Brazzaville, Zentralafrikanische Republik, Äquatorial Guinea, Kamerun, Tschad 

1 Liter Diesel =  370, -  CFA  =  ca.  0, 56 €

 

Kamerun

Währung wie Gabun

1 Liter Diesel =  550 bis 580,- Mittelwert 557,- CFA  =  ca. 0,85  €

 

Nigeria

Bankumrechnungsfaktor bei Benützung der Kreditkarte

159,5 Nairo  = 1,- €

Bankautomaten bei der Zenith-Bank in den Großstädten mit Master-Card

1 Liter Diesel = 80 bis 92 Naira, Mittelwert  85, - Naira  = ca.  0,53 €